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ABCDE-Schema

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 16:17
von vannii
Hallo ich melde mich nun auch mal wieder zu Wort.

Wir haben letzte Woche beim BRK das (Untersuchung und Behandlung bei Traumapat.) ABCDE-Schema durchgenommen, kennt dieses jemand? Bzw. wird es bei euch angewandt?

Würde mich mal interessieren, da ich zu vor noch nie etwas davon gehört habe :).

Liebe Grüße Vanniiiiiii

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 16:26
von gorld
Erzähl doch mal für nicht BRK-ler was für ein Schema das ist ;)

gruß

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 16:27
von Thorbi 110
Ja, wir haben es in unserer Ausbildung auch für die Versorgung polytraumatisierter Patienten durchgenommen:

A irway: Sicherung der Atemwege; Mund freiräumen, Kopf überstrecken, ggf. Guedeltubus;
B reathing: Atmung; Kontrolle der Atmung, ggf. Beatmung;
C irculation: Kreislauf; Pulskontrolle, Beurteilung der Hautfarbe, ggf. Herzdruckmassage,
D isability: Bodycheck; Bodycheck, Versorgung von Verletzungen; Neurostatus; Pupillenkontrolle;
E xposure: Entkleidung;

Falls das Zeitfenster es zulässt und wenn die Lebensbedrohlichen und schweren Verletzungen versorgt sind, kann man auch noch den Blutdruck messen.

Wichtig ist noch die Bewusstseinskontrolle, die vor dem ABCDE Schema durchgeführt wird. So wurde das uns gelehrt.

mfg Thorbi

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 16:27
von M1k3
Aloha!

Das ABCDE Schema hatten wir damals in unseren San Kursen nicht, aller dings ist es ein Praktisches Schema um Trauma Patienten effizient zu versorgen. Ich glaube auch das es Teil des ATLS (Advanced Trauma Life Support) ist.

Ich kenne es aus dem RD, lässt sich aber natürlich auch im SD anwenden :)

Es sollte also nicht so unbekannt seien :)

Wie war es bei euch erklärt / gegliedert?

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 18:22
von LevSani
Original von Thorbi 110
E xposure: Entkleidung; Ist Rettungsdienst vorbehalten!

Magst du mal Erklären, warum das so ist? Unter Umständen ist dieser Schritt wichtig und man sollte damit nicht auf den RD warten! (z.B. nach Sturz ins kalte Wasser, Eiseinbruch, Verbrühung, Gasunfall bei dem das Gas noch "in der Kleidung hängt", usw.)

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 18:27
von Don Spekulatius
Das ABCDE-Schema dient Trauma-Teams dazu, bestimmte Verletzungen bei Patienten zu suchen, in der Reihenfolge der Geschwindigkeit, in der sie zum Tode führen.

So erstickt der Patient schneller (A-Problem) als er an einer Blutung (C-Problem) verstirbt. Den einzelnen Untersuchungen werden eben Prioritäten zugeordnet. Außerdem kann so bei einer entsprechenden Teamausbildung jeder Untersucher einen Bereich übernehmen, für den er zuständig ist. Durch diese horizontale Arbeitsteilung kann man den Patienten sehr viel schneller versorgen.

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 20:01
von LevSani
Also wenn das die Antwort auf meine Frage sein soll, dann haben wir uns glaube ich missverstanden.
Meine Frage war, warum Thorbi der Meinung ist, dass nur der Rettungsdienst entkleiden darf.

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 20:30
von M1k3
@LevSani:

Entkleidung ist hier in jedem Fall gemeint. Kein kritischer Traumapatient bleibt angezogen, sondern wird komplett entkleidet um Verletzungen nicht zu verpassen.

Bei deinen Szenarien ist natürlich das Entkleiden auch nötig, und würd ich als Sani (San A, B ) auch machen. :)

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 21:36
von LevSani
Ok, alles klar, dann habe ich das Entkleiden auf einen zu kleinen Bereich des Körpers bezogen ;)

BeitragVerfasst: 10.01.2010, 23:31
von Bine
Ja, kenn ich vom PHTLS (Pre Hosptial Trauma Life Support) her. Find ich aber auch für nicht-RDler ne gute Eselsbrücke um die wichtigsten Maßnahmen in die richtige Reihenflge zu bringen.
Wobei ich das "E" als "Environment" kennengelernt habe und da z.B. dann auch der Wärmeerhalt dazu gehört.

Wo jetzt genau welche Maßnahme hingehört, kann man sich vermutlich drüber streiten. Uns wurde z.B. auch beigebracht, dass im Rahmen des Primary Survey (~Erstuntersuchung) kein Blutdruck gemessen wird, sondern erst das komplette Schema abgearbeitet wird und erst danach im Rahmen des Secondary Survey (~weitere Versorgung) diese Messung gemacht wird, wenn es die Zeit zulässt.

BeitragVerfasst: 11.01.2010, 06:39
von SunshineSani
Jap... also ich kann Bine was die Blutdruckkmessung angeht nur beipflichten. In der ATLS FoBi wurde uns gesagt, dass man zunächst nur Capillary Refill beachtet und der genaue Blutdruck erst im späteren Verlauf gemessen wird.

BeitragVerfasst: 11.01.2010, 09:57
von M1k3
Bei uns stand das frei.

Sprich wenn der pat. schon mal bei ABC als "not critical" einzustufen war, konnten wir schon mal eine Manschette ran kleben und das Gerät messen lassen, bei C war nämlich Puls MESSEN bzw. (wenn die Zeit es erlaubt) Pulsoxy ran.

BeitragVerfasst: 11.01.2010, 11:09
von Gast
Dieses Schema findet im Rettungsdienst eine sehr hohe Anwendungsquote, wird aber auch teilweise im Sanitätsdienst angewendet (statt dem früheren BAP-Schema).

BeitragVerfasst: 11.01.2010, 12:20
von Markus
Bine hat Recht - das E steht sowohl für "Exposure / Environmental control" - wenn man für die E deutsche Bezeichnungen suchen würde, dann am ehesten "Entkleiden / Einflüsse von außen abhalten" - Entkleiden ist klar, Einflüsse von außen sind z.B. Temperatur, Gaffer, Regen ect... Tatsächlich hat die Körpertemperatur eines Traumapatienten direkt mit der Überlebenschance zu tun. Es gibt einige Untersuchungen, die zeigen, dass eine Körpertemp von unter 34 °C schon deutlich die Blutgerinnung verschlechtert. Daher ist wärmeerhalt bzw. auch aktive Bewärmung (Klinik) immens wichtig. Nicht ohne Grund gibt es vorgewärmte Infusionen, warme RTW mit Standheizung, Wärmesysteme mittels warmer Luft, die in spezielle Decken geblasen wird, für Schockräume.

BeitragVerfasst: 11.01.2010, 12:36
von M1k3
Wofür genau die Buchstaben stehen kommt meines Wissen darauf an WELCHEN Kurs man gemacht hat...

So wird im ATLS und PHTLS die Erstuntersuchung "Primary Survey" genannt, und im ERC ALS "Initial Assesment".

Ist wohl ähnlich wie beim SIMPLE / SAMPLE Schema, gemeint ist das gleiche, nur anders Ausgedrückt :)


@ Sanitäter; Abgeändert lässt sich ABCDE übrigens auch bei Internistischen Notfällen abarbeiten.