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Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.
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22.01.2010, 21:04

Dann sagen wir mal bescheid, dass wir in dem rollenden Verbandkasten zu finden sind...

So, dann einmal Übergabe:
Das hier ist Herr x. Er hat sich die Hände an heißem Frittenfett verbrüht. Wir haben das Fett abgespült und die Verletzung mit nassen Verbandtüchern versorgt. Der Patient trübte zunehmend ein und zeigte vorübergehend eine Zyanose, wir haben 10l/min Sauerstoff laufen. Infusion ist vorbereitet, wenn ihr wollt, könnt ihr nen Zugang legen. NEF ist auf Anfahrt wegen der zunehmenden Eintrübung. Braucht ihr noch Hilfe?

22.01.2010, 21:12

Wie schauts mit Blutdruck, Puls und Spo2 aus?

22.01.2010, 21:17

Sorry, hab ich total vergessen. Also hier die Werte:
Initial:
HF: 125
RR: 85/60
AF: 14

Später:
HF: 120
RR: 85/55
AF: 9


Den SpO2 könnt ihr ja gerne messen, aber ich würde das an den Fingern nicht machen...

22.01.2010, 21:23

Also so wie es ausschaut, geht der Blutdruck weiter nach unten.

Ich will dann erstmal ein EKG schreiben, Pulsoxy ans Ohr oder die Nase ranklippen, wenn das nicht geht versuch ich mal das Pulsoxy vom Kinderkoffer an Fußzeh zu kleben ranhängen und über Maske 15l Sauerstoff geben.

Anschließend wird der Patient in der SSL auf der Trage gelagert zugedeckt und ins Auto gebracht, wo ich ihm da wo es gute Venen gibt einen Zugang 14G lege und ne Infusion im Schuss reinlaufen lass.

22.01.2010, 21:29

Okay, der NA trifft ein.

Auch bitte eine Übergabe an ihn, Minnyle.

22.01.2010, 21:31

Das hier ist Herr x. Er hat sich die Hände an heißem Frittenfett verbrüht. Wir haben das Fett abgespült und die Verletzung mit nassen Verbandtüchern versorgt. Der Patient trübte zunehmend ein und zeigte vorübergehend eine Zyanose, wir haben 10l/min Sauerstoff laufen. Infusion ist vorbereitet, wenn ihr wollt, könnt ihr nen Zugang legen. NEF ist auf Anfahrt wegen der zunehmenden Eintrübung.

Zugang 14 G mit Im schuss laufender Ringer

22.01.2010, 21:34

Okay, dass Fallbeispiel ist hiermit beendet.

Jetzt einmal die Kritik von euch Bearbeitern, bitte.

22.01.2010, 21:35

Für mich gabs ja nimmer viel zumachen.

22.01.2010, 21:43

Nunja, was ich aber bei euch allen vermisst habe war die Bereitstellung der Absaugpumpe. Vorallem bei der Bewusstseinslage des Patienten.

Joa, zweites Manko: Wenn ihr den Patienten an einen anderen Ort bringt, aber Rettungsmittel alarmiert habt, müsst ihr des der Leitstelle oder dem Einweiser schon mitteilen, sonst kann man euch nicht finden.

Am Anfang hättet ihr vielleicht ein bisschen beherzter vorgehen sollen, nicht den Patient nur ansprechen sondern vielleicht schnappen und in hinsetzen lassen. Wenn man sich mal vorstellt, was das schon z.T. für Schmerzen sind, wenn ein bisschen heißes Fett auf die Haut tropft, aber wenn man jetzt beide Arme in eine Friteuse bekommt, sind das unaushaltbare Schmerzen. Da steht der nicht einfach so schnell da und arbeitet sofort mit.

Aber die Maßnahmen die dann folgeten, wie der schnelle Notruf, die Wundversorgung, die NA Nachalarmierung und die Schockbehandlung waren gut!

Aber im Allgemeinen ein gut gelöstes Fallbeispiel.

22.01.2010, 21:46

Erstmal muss ich sage, dass ich es toll finde, dass Minnyle dem NA mitteilt, dass das NEF auf Anfahrt ist ;).

Ein bisschen ordentliche Kritik kommt aber auch noch:
Ich fand es gut, dass du uns die Möglichkeit genommen hast, ein Pulsoxi normal anzuschließen, sodass wir gezwungen waren, auf die Basics zu achten, also in dem Fall das Aussehen des Patienten (Blässe, Zyanose, ...)
Was für mich aber ein Rätsel ist: Wie kommt man dazu, beide Hände ins Frittenfett zu stecken? Das ist für mich unerklärlich.
Einen Punkt finde ich verbesserungswürdig: Du hast uns so viel Sauerstoff zur Verfügung gestellt, wie wir haben wollten. Im Real Life ist das ja leider nicht so, sodass man sich den Sauerstoff einteilen muss. Das würde ich mir im FB auch wünschen, da man dadurch genau abwägen muss, wieviel Sauerstoff man gibt.

22.01.2010, 21:50

Original von André-SSD
Die Absaugepumpe hole ich noch aus dem Auto um im Falle einer Bewusstlosigkeit mit Erbrechen (was bei diesem Schock garnicht so unwahrscheinlich ist) schnell handeln zu können!

Folglich hatten wir eine Absauge.
Bei der Vergessenen Rückmeldung nach Standortänderung muss ich dir Recht geben, das habe ich einfach vergessen.

Ich bin nicht auf den Patienten zugegangen, um ihn festzuhalten, da ich nicht wusste, ob das Fett an seinen Armen mich auch noch verbrühen kann oder nicht. Eigenschutz ging da für mich vor, weshalb ich mich auf das Ansprechen beschränkt habe.


Edit: Sorry für das Doppelposting!
Zuletzt geändert von LevSani am 22.01.2010, 21:51, insgesamt 1-mal geändert.

22.01.2010, 21:53

Hmm, ich finde, so ein paar Punkte gäbe es noch:

Verbrennungsausdehnung:
9-er-Regel lernt man in jedem erweiterten Sanitätskurs, die Erfassung der betroffenen KOF hätt ich hier schon erwartet:
Bei genauerer Betrachtung der Arme, siehst du eine starke Rötung ab dem Handgelenk bis zu den Fingern an beiden Armen, sowie Blasenbildung

wären hier also 4 - 5 % KOF II°

Kühlung:
initial hätte ich auf Leitungswasser zurückgegriffen, vor allem, da man innerhalb kürzester Zeit nach Verbrennung tätig wurde. In dieser Phase hat man den größten Effekt und dadurch auch eine gute Schmerzlinderung. Wie geschildert war eine Infusion auf Kompressen auf beide Hände finde ich sehr, sehr mau. Für die spätere Therapie (Helfer treffen erst nach einiger Zeit ein), wäre das OK gewesen.

Ansonsten noch - Woher der genannte Volumenmangelschock? Wir sprechen von Hautrötung und Blasenbildung an max 5 % der KOF. Das erklärt sich hier nicht. Daher umbedingt nach Begleitverletzungen oder anderen Ursachen suchen. Gleiches gilt für den Sättigungsabfall - der lässt sich noch weniger erklären...
So ein Patient hat stärkste Schmerzen, damit eine Sympathikusaktivierung - solche Vitalzeichen würde ich da erwarten, wenn nicht, liegt noch was anderes im Argen...

22.01.2010, 21:59

Thema Sauerstoff:

Also bei mir im OV ist es üblich, dass wir im Notfallrucksack eine 2l Flasche haben und im KTW auch nochmal 2l.

4l x 200bar = 800l

Da kann man, denke ich, soviel geben wie man will, wenn der RD innerhalb von 10min da ist.

Der gute Herr ist beim Pommes machen ausgerutscht und konnte sich nicht mehr abstützen.


@Markus: Das mit der 9er Regel war eben genau das, was ich in den Notruf mit rein haben wollte.

22.01.2010, 22:09

Was den Sauerstoff angeht:
Bei mir im OV haben wir auf den normalen Notfallrucksäcken nur einen Liter Sauerstoff, deshalb habe ich lieber mal nachgefragt, was wir so da haben.

22.01.2010, 23:21

Zum Sauerstoff: Da hilft ein Blick in die DIN 1789:

Demzufolge befinden sich in einem KTW Typ B:

1 stationäre Sauerstoffanlage mit mindestens 2000 l
und
1 tragbares Sauerstoffgerät mit mindestens 400 l

Das macht zusammen 2400 l Sauerstoff, die halten bei 15 l/min 160 Minuten, das sind über 2 1/2 Stunden...

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