@BZ:
Komisch, das muss ich mal unserem Labor sagen, die bestimmen uns immer den BZ aus venösem Blut.
Einen Trigger, Glucose zu geben, würde ich mal bei einem BZ von 60 und tiefer annehmen. Neueste Studien zeigen, dass kritisch kranke Patienten global eine geringere Mortalitätsrate haben, wenn der BZ bei 180 gehalten wird, im Vergleich zur ganz straffen Einstellung um die 120. (Wahrscheinlich, weil im letzteren Fall Hypoglycämien häufiger sind). Also reden wir von einem riesigen Bereich zwischen unserem Glucose-Trigger von 60 und einem Bereich von >180, bei dem man dem Patienten erst geschadet hat. So genau wird das Gerät schon messen - selbst mit venösem Blut. Wir machen in unserem RD-Bereich die BZ-Messungen immer, wie Gekue beschreibt, aus der IV-Nadel.
Zum Thema Intubation in diesem Fall ist letztlich schon alles gesagt. Die Maßnahme war nicht lebensnotwendig und die Erfolgswahrscheinlichkeit ohne Narkose marginal. Jeder Gutachter hätte Euch einen Strick daraus gedreht.
Bei einem SHT besteht schon ein Verdacht auf einen erhöhten Hirndruck. Wenn der Patient bei einem Wachintubationsversuch nun hustet und würgt, wird dieser Hirndruck eventuell kritisch und dauerhaft erhöht.
Markus hat ebenfalls noch ein weiteres Problem erwähnt: Bei instabilem Thorax besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Patient einen Pneumothorax hat, auch wenn man ihn nicht auskultatorisch finden kann. Nach der Intubation wird dieser dann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit durch den Überdruck in einen Spannungspneu überführt und ihr habt einen Patienten im Herz-Kreislaufstillstand. Und dann? Legt ihr dann noch eine Thoraxdrainage?
Nun kann man sich zwei Möglichkeiten vorstellen:
1. Ihr wusstet von all diesen Komplikationen und seid so abgebrüht, sie in Kauf zu nehmen, im Glauben, sie zu beherrschen.
2. Ihr wusstet nichts davon und wisst nun, warum die endotracheale Intubation eine ärztliche Maßnahme darstellt.
Komisch finde ich auch, dass sich in diesem Beispiel der RD das Recht herausnimmt, eine Intubation durchzuführen oder Supra zu geben, bei der Gabe von Haes aber darauf besteht, dies nicht zu dürfen.

Den Blutdruck würde ich mit Noradrenalin anheben, wenn notwendig. Dobutamin dauert zu lange, bis man sich zur richtigen Dosis herangetastet hat und außerdem besteht bei unserem jungen Patienten wahrscheinlich kein Problem mit der Inotropie.
@US-Fraktur: Ich persönlich hätte diese nicht reponiert, es sei denn, es hätte eine dramatische Fehlstellung vorgelegen. Die Sensibilität kann ich ohnehin nicht testet. Wenn der Nerv durchtrennt ist, kann ich ohnehin nichts mehr retten und wenn er "nur" komprimiert ist, wird er sich auch nach Stunden noch erholen.
@Infusionsmanagement: Ich denke, ich habe hier schon ausreichend einklingen lassen, dass ich nichts von kristalloiden Lösungen zur Blutdrucktherapie halte. Nur etwa 20% der infundierten Flüssigkeit verbleiben im Gefäßsystem, der Rest geht irgendwo hin, wo er nicht hin soll und nur Schaden anrichtet. Zum Glück wird der Kram schnell wieder ausgeschieden.