Tetanus

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25.04.2010, 18:44
Ich hätte auch mal ein paar Fragen an die (angehenden) Medizinmänner hier im Forum, bzw. an alle anderen, die die Frage plausibel beantworten können.

Ich hatte auf einem Sandienst eine Patientin mit diversen (teils größeren) Schürfwunden nach einem Sturz auf einem Schotterweg. Auf die standardmäßige Frage, ob sie gegen Tetanus geimpft sei, kam ein eindeutiges Nein. Ich habe die Wunden dann zusammen mit einer unserer anwesenden Ärztinen so gut es ging gereinigt und verbunden und die Patientin darauf hingewiesen, die Impfung zügigst nachzuholen. Nachdem die Ärztin schon wieder anderweitig beschäftigt war (war eine größere Laufveranstaltung), kam allerdings noch die Frage auf, ob es reiche, die Impfung morgen machen zu lassen. Da ich mir an dem Punkt unsicher war und die vier Docs alle beschäftigt, hab ich die Patientin sicherheitshalber gebeten, das möglichst noch am selben Tag machen zu lassen.
Meine Fragen sind jetzt, wie schnell eine solche Impfung bei einer Verletzung nachgeholt werden sollte, ob sie nachträglich überhaupt noch etwas bringt und wie häufig bei oben beschriebenen Verletzungen ohne Impfung überhaupt Komplikationen auftreten.

Wäre lieb, wenn jemand meinen Wissensdurst stillen könnte :)
Caro, 28, Lehrerin.

25.04.2010, 21:02
Tetanus ist eine schwerwiegende Erkrankung mit einer sehr hohen Letalität. Lt. WHO sterben pro jahr etwa 1 Mio. Menschen daran, zumeist in Entwicklungsländern.

Glücklicherweise sind wir heutzutage in der Lage, dagegen zu impfen.

Gegen Tetanus steht sowohl ein aktiver als auch passiver Impfstoff zur Verfügung.
Aktive Impfung bedeutet, dass der Körper eine Substanz bekommt, die das Immunsystem dazu bewegt, Antikörper gegen den Krankheitserreger zu bilden - dieses können abgeschwächte Bakterien sein, aber auch z.B. nur Bruchstücke aus Virenbehüllung - da ist vieles möglich.
Im Fall von Tetanus wird Tetanol verwendet, dieses enthält das inaktivierte Toxin von den Tetanusbazillen.
Dieses ist das typische Medikament zur Vorbeugung und sollte, nach der Grundimmunisierung im Kindesalter alle 10 Jahre aufgefrischt werden, um immer genügend Antikörper zu haben.

In dem geschilderten Fall (keine Impfung, aber Verletzung) wäre dieses aktive Impfverfahren zu zeitaufwendig, da der Schutz erst nach Wochen vollständig vorhanden ist. Daher gibt es in diesen Fällen Tetagam, dieser passive Impfstoff enthält bereits die fertigen Antikörper, überspringt quasi die Antikörperbildung durch den Patienten und wirkt dementsprechend unmittelbar.
Allerdings ist die Dauer hiervon begrenzt (Antikörper werden abgebaut usw), so dass man i.d.R. in diesen Fällen eine Simultanimpfung macht - d.h. gleichzeitige Gabe von aktivem und passivem Impfstoff an gegenüberliegenden Körperstellen.

Genaues Vorgehen entnimmt man dann Tabellen - da vieles von den Einzelzeitabständen abhängig ist. Eine solche Tabelle findet man http://www.impfschaden.info/Fachinfo/tetanol-chiron-behring.pdf .

In dem geschilderten Fall sollte also so schnell wie möglich eine Simultanimpfung erfolgen - damit halt schnellstmöglich Antikörper in den Kreislauf des Patienten kommen. Dieses auch am gleichen Tag, immerhin gab es eine Verletzung mit größerer Wundfläche verursacht durch Schotter - das sind schon durchaus Risikowunden (im vergleich zu z.B. Schnittwunden oder Platzwunden im Haushalt).
Zuletzt geändert von Markus am 25.04.2010, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.

25.04.2010, 21:54
Danke für deine Antwort. Ich denke, meine Fragen sind damit auch schon beantwortet :)
Caro, 28, Lehrerin.


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