(Disclaimer vorab@Don: Das ist nicht als persönlicher Angriff auf dich zu verstehen, eher auf die generelle Meinungslage innerhalb deiner Berufsgruppe)
Die vom Don genannten Zeiten sind extrem hoch gegriffen -Und zeigen in meinen Augen das oft sehr übersteigerte "Selbstwertgefühl" das in der deutschen Anästhesie bezüglich der Atemwegssicherung herrscht- Es ist interessant das deutsche Studien (die im Regelfall ja aus dem Dunstkreis der Anästhesie kommen) und Empfehlungen immer um den Faktor 4-10 mehr Intubationen verlangen als Studien aus anderen Ländern.
Persönlich denke ich das es hierbei oft mehr um berufspolitische Zielsetzungen geht als um wirkliche wissenschaftliche Sachlage. Andersherum gefragt: Warum deutsche Ärzte/Anästhesisten anscheinend so viel länger brauchen um die selben CPI (clinical performance indicators) zu erreichen wie andere Länder.
Interessanter Weise wurde die berufspolitische Zielsetzung ja durchaus von "berühmten "Autoren durchaus am Rande zugegeben. Denn komischer Weise gilt dieser "hohe deutsche Standard" nur für die Intubation.
Für chirurgische Atemwege, Thoraxdrainagen, usw. ist das alles nicht so... (O-Ton einer der Autoren einer der "großen" deutschen Studien)
Es ist halt nur bei der Intubation so das sie quasi eine "Anästhesieexklusive" Maßnahme ist. (Selbst auf chirurgischer oder internistischer ITS wird es sehr schwer entsprechende "Zahlen" wie von der Anästhesie gefordert zu erreichen).
Im weltweiten Konsens sieht man übrigens eher 50 Intubationen +25 pro Jahr als Maßgabe um als "ausreichend erfahren" zu gelten.
Das sind Zahlen die sich - wie oben geschrieben- durchaus auch vom RettAss und nicht anästhesiologischen NA erreichen lassen.
Was aber natürlich auch Konsens ist: Die Intubation erfordert fundiertes klinisches Training und regelmäßige Anwendung. Und zwar mehr als man früher dachte.
Anbei gesagt:
Es steht in keiner Guideline etwas von "highly trained professional"... (Das findet sich nur in div. Kongressbeiträgen:D )
Die ERC Guidelines sagen konkret:
Tracheal intubation
provides the most reliable airway, but should be attempted only if
the healthcare provider is properly trained and has regular, ongoing
experience with the technique.
(J.P. Nolan et al. / Resuscitation 81 (2010) 1219–1276)
Es hat schon seinen Grund warum die Guidelines selber keine definitive Aussage treffen...
PS: Ich habe übrigens grade mal mein Register aufgemacht (Ich führe u.a. aus rechtlichen Gründen genau Buch über invasive Maßnahmen): Ich bin 2011 -obwohl nur knapp 6 Monate RD gefahren auf 28 Intubationen gekommen, 2009 auf 31 (mein letztes HA-Jahr). (2010 ist raus gelassen da ich in dieser Zeit in der Anästhesie gearbeitet habe)
Aber: Landrettung (bzw. "Paramedic-Rettung" in .ch;) )
Es ist wie gesagt eine Frage der lokalen Verhältnisse. Ein KV für den ich eine Zeit lang nebenher tätig wurde hat genau Buch geführt. Und selbst innerhalb eines kleinen KV mit 5 Notfallrettungsmitteln unterschieden sich die Zahlen massiv. Während einige Wachen bei den hauptamtlichen Mitarbeitern auf im Schnitt 27,7-31,1 Intubationen pro Jahr kamen, hatten andere (im Regelfall näher am NA Standort gelegen oder selber NA Standort) keine 5 pro Mitarbeiter.